In einem früheren Beitrag haben wir schon von Julia Camerons Morgenseiten gesprochen. Bekannt geworden sind diese durch das Buch der Autorin „Der Weg des Künstlers“. Fast durch Zufall, den es ja bekanntlich nicht gibt, bin ich vor einiger Zeit auf einen neuen Kniff für die Morgenseiten gestoßen:
Was passiert, wenn nicht wir selbst, sondern unsere Figuren die Morgenseiten schreiben?
Die klassische Methode der Morgenseiten
Die Morgenseiten dienen ursprünglich dazu, den eigenen Geist zu entlasten und die Kreativität zu entfachen. Drei Seiten am Morgen – am besten direkt nach dem Aufwachen – helfen uns dabei, Gedanken zu sortieren, Blockaden zu lösen und die eigene Kreativität ins Fließen zu bringen.
Ich selbst integriere die Morgenseiten immer wieder in meinen Alltag. Und neulich habe ich, rein intuitiv, ein Experiment gewagt: Was, wenn eine meiner Figuren die Morgenseiten schreiben würde? Was würde ich dabei über sie herausfinden?
Kreativitätsschub durch Perspektivwechsel
Gesagt, getan. Statt wie gewohnt aus der eigenen Sicht zu schreiben, bin ich in die Gefühls- und Gedankenwelt einer Figur (und anschließend mehrerer) geschlüpft. Ich ließ die Figur erzählen, was sie beschäftigt – mitten aus deren Leben, Emotionen und Motivationen. Überraschenderweise dauerte dieses Experiment nur eine halbe Seite – und schon wusste ich, was in meinem Projekt (hier: ein Drehbuch) in einem Dialog noch fehlte.
Ich teile diese Erfahrung heute mit dir, weil es dir eine tolle Chance bietet, auch deine Charaktere besser kennenzulernen und in sie einzutauchen – gerade dann, wenn sie schon beginnen, in dir ein Eigenleben zu entwickeln, aber vielleicht noch nicht ganz greifbar sind.
Tipp für Sachbuch- und Ratgeberautor:innen: Kundenperspektive übernehmen
Mein Impuls funktioniert nicht nur für fiktionale Stoffe. Auch als Sachbuch- oder Ratgeber-AutorIn kannst du diesen Perspektivwechsel wagen: Lass deine ideale Kundin oder deinen idealen Kunden die Morgenseiten schreiben!
Fühle dich in deren Lebenswelt ein, höre ihren Sorgen, Hoffnungen und Wünsche am Morgen zu. Daraus entstehen Inhalte, die deine Zielgruppe tatsächlich bewegen und die in deinen Marketing-Texten (z. B. Social Media Posts, Newsletter, Blogbeiträgen usw.) eingebaut werden können.
Keine Zeit? Kein Problem!
Eine weitere Erkenntnis: Dieses Experiment nimmt kaum Zeit in Anspruch! Eine halbe bis maximal eine Seite genügt vollkommen. Mir persönlich haben bei diesem ersten Ausprobieren wenige Minuten ausgereicht, um tiefe Einblicke zu gewinnen und neuen Content zu finden.
Fazit: Trau dich zu experimentieren
Probier diese neue Kreativitätstechnik einfach einmal für dich aus – ob am Computer oder handschriftlich. Lass deine Figuren oder deine Wunschkunden zu Wort kommen und entdecke, wie viel authentischer und inspirierender deine Texte dadurch werden können.
Vielleicht wird es für dich wie auch für mich ein echter Gamechanger in deiner Schreibroutine!