Hast du schon mal von den Morgenseiten gehört? Diese einfache, aber sehr kraftvolle Technik stammt von Julia Cameron, Autorin und Kreativitätslehrerin aus den USA. Ein bekanntes Buch von ihr ist „Der Weg des Künstlers“. Dieses Buch war für mich über viele Jahre lang ein wichtiger Begleiter, besonders als ich den Übergang von der Diplom-Fotoingenieurin in die kreative Welt und in die Selbstständigkeit wagte.
Der Weg in die kreative Selbstständigkeit
Der Sprung in die Selbstständigkeit ist immer mit vielen Unsicherheiten und Ängsten verbunden, besonders in einer kreativen Branche, in der man zu Beginn nicht weiß, ob und wann man davon leben kann. Es war eine intensive Zeit und ein sehr mutiger Schritt in meinem Leben. Julia Cameron war, ohne es zu wissen, eine wesentliche Mentorin für mich auf diesem Weg. Vielleicht treffe ich sie noch in diesem Leben?
Was sind Morgenseiten?
Die Morgenseiten sind wie ein täglicher Kaffee für deinen kreativen Geist. Wenn du Teetrinker oder Teetrinkerin bist, dann ist es natürlich der Tee oder was immer du gern hast. Es ist eine mentale, angenehme Impulsspritze und gleichzeitig ein Aufräumer. Die Morgenseiten sind für mich wie ein mentaler Papierkorb. Und sie funktionieren folgendermaßen: Jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen nimmst du dir eine Kladde, also ein Notizbuch oder einen Block, und schreibst drei Seiten von Hand. Schreibe auf, egal was dir gerade durch den Kopf geht. Folge dem Strom deines Bewusstseins.
Stream of Consciousness
Es geht dabei nicht darum, perfekt, schick oder besonders originell zu schreiben. Du wirst es niemandem zeigen und sehr wahrscheinlich auch selbst niemals wieder lesen. Deswegen kannst du völlig loslassen und einfach alles aufschreiben, was dir gerade durch den Kopf geht. Ob du dich über deine Frisur ärgerst oder ob die Teppiche oder Gardinen mal wieder gewaschen werden müssten – alles kommt aufs Papier.
Morgenseiten vs. Tagebuch
Morgenseiten sind nicht wie ein Tagebuch, bei dem man den Tag festhält und alles bedacht und schön geschrieben sein muss. Im Gegenteil: Meine Morgenseiten sind nie leserlich. Ich habe im Laufe der Zeit, durch das viele Arbeiten am Computer, eine wirklich fürchterliche Handschrift entwickelt. Es geht einfach darum, die Hand auf dem Papier in Bewegung zu halten, am besten tatsächlich morgens. Denn wenn wir aufstehen, strömt bereits unglaublich viel auf uns ein – unter der Dusche oder noch unter der Bettdecke liegend.
Mentale Klarheit und kreative Impulse
Die Morgenseiten helfen mir, Klarheit zu gewinnen und kreative Impulse zu bekommen. Mir sind schon tolle Figuren und Buchideen, Ratgeber oder Lösungen für meine Kunden in den Sinn gekommen. Und wie ich bereits im Trailer zum Podcast erwähnt habe, ist mir in meinen Morgenseiten damals der Satz gekommen: „Ich will nicht länger die Träume anderer organisieren. Ich will meine eigenen Träume leben.“
Emotionale Befreiung
Morgenseiten können auch emotional sehr befreiend sein. Eine Freundin von mir hat mir erzählt, dass sie im Urlaub beim Schreiben der Morgenseiten geweint hat. Vielleicht gibt es Dinge, die wir beweinen und verabschieden müssen, um den Weg frei für Neues zu machen. Die Morgenseiten können dabei wie ein Reset oder Neustartknopf für deine Klarheit und deinen Fokus wirken.
Tipps für deine Morgenseiten
Meine Einladung an dich: Setz dich morgen früh hin und schreibe deine drei Seiten von Hand. In der Regel brauche ich etwa 15 Minuten dafür. Manchmal schreibe ich auch abends, wenn der Tag sehr voll war oder wenn ich tagsüber nicht dazu kam. Morgenseiten können auch abends ein guter Abschluss sein. Wenn dir ein Gespräch oder eine Situation sehr im Kopf herumgeht, schreib einfach eine Seite von Hand. Reiße sie später raus und entsorge sie. Du wirst sehen, dass schon eine Seite sehr klärend sein kann.
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren.
Schreib dein Buch und genieße den Prozess!
Karen Christine Angermayer