Es gibt AutorInnen, die schreiben einfach drauflos. Daran ist im Prinzip auch nichts auszusetzen. Manchmal braucht es dieses erste “Einschreiben”, um mit dem Tonfall einer Geschichte oder der Stimme von Figuren warmzuwerden. Die Vorgehensweise birgt aber ein Risiko: Wenn du mit der dramaturgischen Struktur von Büchern bzw. Drehbüchern nicht vertraut bist, läufst du Gefahr, dich zu verzetteln und nicht mehr aus dem eigenen Wörter-Wald herauszufinden. Das ist dann sehr schade um die eigene Zeit und Energie – denn es erfordert ein komplett neues Wiederansetzen.
Es erspart dir solche frustrierenden Momente und erleichtert deine Arbeit als AutorIn enorm, wenn du dir vorher Gedanken über die Struktur deiner Geschichte bzw. deines Buches machst.
Was ist eine Outline?
Eine Outline, in der Buchwelt auch Kapitelplan genannt, ist mehr als ein Inhaltsverzeichnis. Eine Outline stellt nicht nur die Kapitelüberschriften in ihrer Reihenfolge dar, sondern gibt in knappen Sätzen wieder, was in jedem Kapitel passiert und wie der rote Faden durch das Buch verläuft.
Struktur schafft Fokus und Klarheit
Nicht nur beim Schreiben von fiktionalen Stoffen (Roman, Drehbuch) sondern auch im nonfiktionalen Bereich (Ratgeber, Sachbuch) verschaffst du dir mit einer Outline Vorteile: Bei Ratgebern und Sachbüchern erkennst du zum Beispiel Schwerpunkte, Themen und Elemente auf einen Blick. Nimmt ein spezielles Thema zu viel Raum ein, wirkt ein anderes dagegen klein und unscheinbar? Schweifst du versehentlich thematisch ab, weil du so begeistert bist von deinem Thema – oder weil es so viel zu sagen gibt?
In Romanen und Drehbüchern kannst du dies ebenso erkennen: Hier übernehmen manchmal Nebenfiguren das Ruder, ohne dass wir dies bemerken. Oder wir bleiben nicht stringent genug am roten Faden, an der Heldenreise der Hauptfigur und der Botschaft dran, die unser Buch bzw. Drehbuch vermitteln soll.
Für all dies ist eine klare Struktur unerlässlich. Bei meinem eigenen aktuellen Kinderbuch, das diesen Herbst erscheint, habe ich es selbst erlebt, und auch bei einem Drehbuchprojekt, dem Piloten für eine eigens von mir entwickelte Serie.
Wie mir die Outline beim Kinderbuch und Drehbuch geholfen hat
Mein aktuelles Kinderbuch, das ca. 100 umfasst, schrieb ich in den letzten sechs Monaten fünfmal neu. Nach dem vierten Mal dachte ich: “Jetzt hörst du auf, am Text selbst rumzumeißeln, sondern gehst noch mal auf die Strukturebene zurück.” Und das tat ich: Ich straffte die Handlung, tauschte Teile aus, dachte Szenen neu – und überarbeitete erst, als diese neue Outline stand, das Manuskript noch einmal ganz.
Auch beim Drehbuchschreiben nutze ich eine sehr knappe Outline mit präzisen Szenenbeschreibungen und ohne Dialoge (okay, manchmal schleicht sich eine Zeile ein). So minimiere ich das Risiko, mich später beim Schreiben des Buches an liebgewonnene, aber total unnötige „Darlings“ zu klammern, und kann Änderungen effektiv vornehmen, bevor ich ins Detail gehe.
Was kannst du aus diesem Beitrag mitnehmen?
- Eine gute Outline zeigt dir Schwächen deines Konzepts frühzeitig – und du kannst sie schnell korrigieren.
- Strukturiere deine Ideen auf 1-2 Seiten und behalte so immer den Überblick.
- Handwerk und Kreativität schließen sich nicht aus: Die Mischung aus Struktur und „Wildwasserflow“ sorgt für das beste Ergebnis.
- Finde dein eigenes Tool: Ob digital mit Tabellen, analog mit Karteikarten oder am Whiteboard – Hauptsache, du kannst flexibel und leicht damit arbeiten und hast stets alles im Auge.
Fazit:
Ob Roman, Ratgeber oder Drehbuch – eine klare Outline macht nicht nur den Schreibprozess leichter, sondern rettet ganze Projekte. Denn Kreativität braucht auch Struktur, um zur vollen Blüte zu kommen. Probiere es aus und mach die Outline zu deinem besten Freund und Begleiter beim Schreiben!
Wir lesen uns. Bis dahin, mach es gut und schreib dein Buch.