Feedback ist, besonders im künstlerischen Feld, möglicherweise überall im Leben, ein sensibles Thema. Denn Feedback kann sowohl förderlich, als auch sehr hinderlich wirken.
Eine Bemerkung vorneweg: Ganz gleich, ob wir Feedback bekommen oder geben, es ist wichtig, dies immer wertschätzend und konstruktiv zu tun. In diesem Beitrag möchte ich dir die Bedeutung von zielgerichtetem Feedback nahebringen und Ideen geben, wie du es einholen und selbst geben kannst.
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Feedback richtig einholen
- Zielgerichtetes Feedback: Überlege dir vorher, welche Art von Rückmeldung du benötigst: Geht es um die Handlung oder die Charaktere in deinem Roman? Oder soll der Leser herausfinden, ob dein Sachbuch verständlich ist? Definiere genau, was du brauchst – denn so können deine FeedbackgeberInnen auch konkret für dich da sein und zielen nicht an deinen Bedürfnissen vorbei. Immerhin investieren sie ja auch wertvolle Lebenszeit und Energie!
- Offenheit und Schutz: Sei offen für jegliche Kritik, doch schütze auch dein Selbstvertrauen. Worte haben Macht und können verletzen. Gehe mit Neugier an die Rückmeldungen heran, bleib offen, denn es könnte etwas wirklich Wertvolles für dich dabei sein. Wir AutorInnnen sehen oft den Wald vor lauter Bäume nicht. Was wir für toll halten und spannend, ist es vielleicht für die LeserInnen nicht. Gut, wenn wir dies VOR der geplanten Veröffentlichung erfahren und noch Veränderungen vornehmen können.
Unterschiedliche Perspektiven einholen
Hole dir Feedback von verschiedenen Seiten ein, denn Geschmäcker und Vorlieben sind verschieden und niemand ist beim Feedbackgeben ganz neutral. Ein Testleserteam mit Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und auch ein paar Profis sowie absoluten Laien (aber Gerne-LeserInnen) kann dir helfen, verschiedene Blickwinkel zu bekommen.
Konstruktive Kritik und Wiederkehrendes Feedback
Konstruktive Kritik bedeutet: Du erhältst konkrete Verbesserungsvorschläge. Du solltest also immer das Gefühl haben, mit den Impulsen etwas anfangen zu können, weiterzukommen. Ist das nicht der Fall, bedanke dich für das Feedback – und hole weiteres Feedback ein.
Achte darauf, ob mehrere Personen dir denselben Verbesserungspunkt oder ähnliche Punkte nennen (z. B. “Das hat mich verwirrt” oder “An der Stelle bin ich abgeschweift”) und gehe im Text darauf ein, auch wenn es bedeutet, mehr Arbeit zu investieren.
Eigene Vision bewahren
Bewahre bei allem Feedback deine eigene Vision. Lass dich nicht zu schnell von der Meinung anderer abbringen. Behalte den Kern deiner Geschichte im Auge und arbeite handwerklich daran, so weit es dir möglich ist. Wenn du dann den Punkt erreicht hast, an dem du mit deinem “Latein” am Ende bist, ziehe noch einen Profi hinzu. Ich helfe dir gerne.
Dankbarkeit für Feedback
Zeige Wertschätzung und Dankbarkeit für das Feedback. Denn, wie schon gesagt, Feedback geben kostet Zeit und Energie. Jeder Mensch kann die 24 Stunden seines oder ihres Tages nur einmal vergeben. Dies ist auch mit ein Grund, warum Verlage in der Regel kein langes Feedback in ihren Absagen geben können. Sie schaffen es schlichtweg nicht. Wenn du eines erhältst, schätze dies ganz besonders.
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Eine neue Herangehensweise: Lass dir Fragen stellen!
Vor wenigen Wochen habe ich zwei KollegInnen aus USA und Großbritannien zu ihren Projekten gecoacht. Dabei haben wir uns die Aufgabe gestellt, uns gegenseitig Fragen zu stellen. Wir haben also nicht, wie üblich, “fertiges Feedback” gegeben, sondern wir haben vielmehr versucht, unserem Gegenüber durch das Stellen gezielter Fragen zu den Charakteren und zur Dramaturgie ihre Vision zu entlocken.
Das hat so wunderbar funktioniert, dass ich es dir heute auch ans Herz legen möchte. Die Atmosphäre war sehr angenehm dabei und durch die Fragen wurden beide Seiten zu neuen, tieferen Fragen und deren Antworten inspiriert. Probiere es mit einer anderen Person einfach mal aus.
Interessanterweise kannten wir drei uns “nur” aus einem gemeinsamen Kurs, den wir absolviert hatten. Wir wussten nicht viel aus unseren Lebenshintergründen. Es ist also nicht einmal nötig, deine/n Feedbackgeber/in sehr gut zu kennen. Es funktioniert mit jedem Menschen, den du persönlich als angenehm und vertrauenswürdig empfindest.
Wenn du wiederum Feedback wünschst, kannst du dir Fragen von anderen stellen lassen. Zeitlich brauchst du ca. 30-45 Minuten. Diese Übung funktioniert ganz wunderbar im Austausch mit anderen AutorInnen. Ihr beide werdet euch mit ziemlicher Sicherheit danach sehr gestärkt fühlen.
Viel Freude bei dieser neuen Form des Feedbackgebens und -bekommens!