Es gibt Menschen, deren Beruf es ist, einen Eimer über ihren Kopf haltend unter Bäumen zu stehen. Auf diesen Bäumen sitzen Affen, deren Urin es einzufangen gilt. Ein schwieriges Unterfangen, denn man muss zur rechten Zeit am rechten „Örtchen“ sein – und dieses Örtchen hat viele Zweige und Äste. Ist man zu spät, hält man den Eimer nicht rechtzeitig unter den richtigen Affen, platscht alles daneben, auf die großen Planen, die unter den Bäumen ausgelegt sind. Es gibt so viele verschiedene Berufe wie Sand am Meer. Wer nicht täglich mit Affen arbeitet, ist vielleicht Führungskraft oder Facility-Manager, Teehändler oder Torwart, Anwalt oder Analvenen-Anästhesist. Andere haben sich entschieden, Trainer, Speaker oder Coach zu werden. Was das größere Affentheater ist, kann jeder nur für sich selbst wissen.
Wichtig für dich zu wissen ist, wenn es ums erfolgreiche Schreiben deines Buches geht: Wer sind die Leser meines Buches? Wen spreche ich mit meinem Buch an? Was sind das für Menschen? Was arbeiten sie? Wovon leben sie? Wer sind sie privat? Familienmensch oder Einzelgänger? Mit welchen Träumen und Sehnsüchten gehen sie durch dieses Leben? Und wobei ganz konkret helfen ihnen mein Buch und meine weiterführenden Angebote?
Schreiben ist kein Selbst-Happening oder Ego-Trip. Sollte es zumindest nicht sein, oder wenigstens nicht permanent. Wenn wir das Buch als Dialog und nicht als Monolog begreifen, geht es in Wirklichkeit gar nicht um uns – es geht um die Menschen da draußen. Wie viel schöner und erfüllender ist es doch, wenn sich am anderen Ende der unsichtbaren Verbindung, die sich zwischen Autor und Leser entspinnt, ein Mensch wirklich angesprochen fühlt von dem, was wir zu sagen haben. Und wenn es am Ende nicht nur einer ist, sondern ein paar tausend oder hunderttausend, umso besser. Sie sind unsere „idealen Leser“.
Unsere idealen Leser sind die, deren Nerv wir treffen, deren Probleme wir lösen, deren Leben wir ein Stück besser oder leichter machen mit unseren Worten und Taten. Im Optimalfall werden sie nach der Lektüre unseres Buches zu unseren Kunden – und buchen bei uns eine Beratung, ein Online-Coaching, einen Vortrag usw.
Interessant ist dabei die Tatsache, dass nicht jeder unser Buch kauft, von dem wir meinen, dass er es unbedingt braucht.
In vielen Exposés, die bei Verlagen eingehen, stehen Sätze wie: „In Deutschland gibt es ca. 41 Millionen Frauen. Und alle brauchen dieses Buch.“ Mit Sicherheit nicht! In Deutschland liest nicht einmal jeder Mensch gerne oder oft, und von denen, die lesen, lesen bei Weitem nicht alle Sachbücher oder Ratgeber.
Auch sehr beliebt sind Formulierungen wie: „Dieses Buch ist für alle Menschen im Alter von 5 bis 99.“ Der Satz erinnert an den Aufdruck auf bekannten Spielesammlungen unserer Kindheit. Das mag auf den ersten Blick breit gefächert und sehr Erfolg versprechend klingen, bereitet dem Verlagsteam aber schon Kopfschmerzen, wenn es sich nur ausmalen soll, wie Cover und Titel gestaltet werden müssen für ein Buch, das ein kleines Kind gleichermaßen anspricht wie einen Senior, dazu Männer wie Frauen und alle anderen Geschlechter …
Die Erfahrung zeigt: Wer beim Schreiben „an alle“ denkt und alle erreichen will (= die ganze Welt), schreibt an allen vorbei.
Je schmaler wir stattdessen denken, je zielgruppen-fokussierter, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein Buch schreiben, das für eine bestimmte Menschengruppe wirklich interessant, relevant und von Nutzen ist. Und diese Menschen sind dann so richtig, richtig happy mit unserem Buch und viel eher bereit, unsere Kunden zu werden.
Mein Tipp: Beschäftige dich mit deinem idealen Leser, bevor du mit dem Schreiben beginnst. Mach dir Gedanken über sein Alter, Geschlecht, seine Lebensumstände, Ziele, Erfolge, Herausforderungen … Erstelle einen Steckbrief oder einen kurzen Fließtext, um diesen Menschen so glasklar wie möglich zu begreifen. So als säße er neben dir, während du schreibst. Das schreibt sich leichter – und liest sich später schöner.
Welchen Vorteil hat es noch, deine idealen Leser und Kunden zu kennen?
Wir verfügen oftmals aufgrund unserer Lebenserfahrung über eine enorme Wissensfülle. Die Verführung ist groß, den Leser mit diesem kompletten Wissensschatz zu überschütten. Doch Schreiben hat nichts mit Schütten zu tun – nichts mit Eimern, nichts mit Affenpipi – sondern mit bewusster, achtsamer Auswahl. Um diese Wahl treffen zu können, ist es wichtig, unseren Leser zu kennen. Kennen wir unseren Leser, kennen wir seine brennendsten Probleme, seine größten Herausforderungen, seinen „Kittelbrenn-Faktor“.
Wenn du dir im Klaren darüber bist, wo es bei deinem Leser brennt, weißt du sofort, was in dein Buch inhaltlich hineingehört und auch, was du guten Gewissens weglassen kannst. Oder in einem zweiten oder dritten Buch verwerten kannst. Je besser du deinen idealen Leser und seine Herausforderungen kennst, umso leichter fallen die Inhalte deines Buches an ihren Platz. Dein Schreiben wird klarer, deine Perspektive fokussierter … bis hin zur späteren optischen Gestaltung des Buches. Das Wissen um all diese Dinge ist dein innerer Kompass, den niemand sieht, aber beim Lesen spürt. Dein Buch wird kompakt und konkret. Lebensnah, lebensecht.
Essenz: Deine Leser sind Menschen, echte Menschen. Beschäftige dich mit ihnen so, wie du dich im Stadium der Frischverliebtheit mit dem Mann oder der Frau deiner Träume beschäftigt hast. Du wolltest alles von ihm/ihr wissen und die Begegnungen mit dir so schön wie möglich gestalten. Mach es für deine Leser genauso. Such dir deine Lieblingsleser und Lieblingskunden aus und schreibe für sie. Richte deine Inhalte genau auf sie aus. Damit sie nach der Lektüre deines Buches Lust auf „mehr“ mit dir haben.