Das Thema deines Buches: Wer BIST du?

Wann hast du zum letzten Mal ein Buch gelesen oder einen Vortrag gehört, dessen Erzähler dich so gepackt hat, dass du gedacht hast: „Ja, dieser Mensch lebt sein Thema! Er IST sein Thema. Ich glaube ihm durch und durch!“ Diese Momente können lebensverändernd für uns sein.

Wie anders dagegen, wenn jemand nicht für sein Thema brennt oder sein Thema nur oberflächlich streift oder noch schlimmer: wenn da gar kein Thema ist!

Nikki Hendersons (*1993) Thema ist das Meer. Sie war im Jahr 2018 mit nur 25 Jahren die jüngste Skipperin, die ein Team beim „Clipper Round the World Yacht Race“ führte. Im November 2019 begleitete sie die Umweltaktivistin Greta Thunberg auf ihrer Rückreise nach Europa. Viele reden über Greta. Ich spreche heute über Nikki.

Nikki segelt, seit sie 13 ist. Sie weiß, wie sie ein Team über Weltmeere führt. Nur mit der Kraft des Windes, ohne Motor. Sie muss sich nichts ausdenken über Leadership und Teambuilding. Sie hat es erlebt, unter extremsten Bedingungen. Ihre Website ist spartanisch, schnörkellos. Und vielleicht gerade deshalb möchte man sie sofort buchen, wenn man eine „motivational speakerin“ oder Autorin bräuchte, die uns etwas über die Momente zwischen Leben und Tod auf dem Ozean erzählt.

Sie schreibt auf ihrer Website: „Der Ozean, der magischste und doch tückischste Ort der Welt … Er macht die Menschen nackt – er befreit sie von ihren Masken, und ihr wahres Ich tritt zutage.“

Schon allein dieses Satzes wegen möchte ich mehr von ihr wissen!

Was ist dein Thema? Und wie findest du dein Thema, wenn du noch keines hast oder das Gefühl hast, mehrere Themen zu haben, aber irgendwie kommt keins davon so richtig zum Laufen?

Mein Tipp: Dein Thema ist das, was dich im Kern ausmacht. Es sind die Fragen, die du dir seit deiner Geburt stellst. Es sind deine Erlebnisse und Erfahrungen, all die Menschen und Situationen, mit denen du konfrontiert, in denen du verletzt, vor den Kopf gestoßen, verlassen wurdest. Und es sind die Menschen und Situationen, die dich supportet, getragen, zu deinen größten Siegen und Triumphen geführt haben.

Frage dich: Was ist die eine Sache, in die ich all meine Zeit und Aufmerksamkeit hineingeben würde, wenn ich mich ab heute, hier, jetzt, für EIN Thema entscheiden müsste?

Kannst du dies beantworten, ohne lange nachzudenken?

Der US-amerikanische Verleger und Autor Sol Stein formuliert es so: „Wenn du nur noch einen Satz hättest, einen Satz, den du der Welt vom Dach eines Hauses zurufen würdest, bevor dein Leben zu Ende ist – welcher wäre es?“

Was läge dir am Herzen, es noch zu tun oder der Welt zuzurufen?

Pack genau das in ein Buch hinein, in Vorträge, Videos, Podcasts … in alles, was dir Spaß macht. Und zwar, weil du Lust drauf hast, nicht weil „man“ es fürs erfolgreiche Marketing angeblich machen sollte.

Ein erfahrener deutscher Verleger und wunderbarer Mensch, der über 30 Jahre lang sehr erfolgreich im Geschäft war und inzwischen pensioniert ist, hat mir einmal gesagt: „Meine erfolgreichsten Bücher hatten ein Thema.“

Ein Thema. Nicht 2 oder 3 oder 5. Eins.

Diese Bücher, von denen er sprach, haben Millionenauflagen erreicht. Und es gibt sie heute noch, manche davon 40 Jahre nach Erscheinen.

Welches deiner Themen ist so bedeutungsvoll und zeitlos? Welches deiner Themen wird vom Lauf der Zeit und den Winden des Lebens nie weggeweht werden, sondern bleibt?

Noch ein Wort zum Thema Recherche:

Viele Autoren, die zu mir kommen, sagen: „Zu dem und dem Thema muss ich noch viel recherchieren, wenn es ins Buch soll.“ Ich frage dann oft zurück: „Warum lässt du es nicht einfach aus deinem Buch draußen? Wenn es anderswo schon steht – warum dann noch in deinem Buch?“ Du hast sicher genug zu erzählen. Sonst schreib lieber kein Buch, sondern Blogartikel.

Ein paar andere Stimmen außer der eigenen sind manchmal hilfreich, um ein Thema von mehreren Blickwinkeln zu beleuchten. Gerne auch Experteninterviews. Aber am Allerwichtigsten ist es doch, dass wir dich und deine Haltung, deinen Blick in dem Buch spüren! Sonst ist die ganze Kraft und Mühe umsonst.

Manche Autoren haben auch Schiss. Schiss davor, das zu schreiben, was sie eigentlich bewegt. Mir ging es früher genauso. Bis ich im Jahr 2000 in Köln einen amerikanischen Schreiblehrer traf, der einige Bestseller zum Thema Bücherschreiben verfasst hat und weltweit Seminare gibt.

„You have a strong voice. What scares you? What do you fear?“, fragte er mich damals, nachdem ich einen von mir verfassten Text auf Englisch vorgelesen hatte. Er sah mich eindringlich an. Ich war 25 und eine der jüngsten Teilnehmerinnen in seinem Workshop.

Ich antwortete: „Ich habe Angst, dass sie sich alle wiedererkennen in meinen Büchern.“

Damit meinte ich Menschen aus meinem Umfeld, Freunde, meine Familie.

Er lachte schallend und sagte: „Mach dir darüber nicht so viele Gedanken. In jedem meiner Bücher kommt meine Schwiegermutter vor. Der alte Drache hat sich bis heute nicht erkannt!“ Wir lachten gemeinsam. Befreit.

Seitdem sage ich offener, was ich denke. Ich bemühe mich dabei allerdings sehr, es immer wertschätzend zu tun und unter Beachtung der Persönlichkeitsrechte. Ich möchte niemanden verletzen. Autor zu sein bringt ein hohes Maß an Verantwortung mit sich. Hilde Domin, eine meiner Lieblingsdichterinnen, hat einmal gesagt: „Ein Messer trifft oft am Herzen vorbei. Nicht das Wort.“

Es gehört zu unserem Beruf als Autor, dass wir immer Gefahr laufen, jemanden (ungewollt) vor den Kopf zu stoßen oder auch anzuecken. Doch wir wollen ja schließlich auch keine weichgespülten Sachbücher, Ratgeber oder Romane schreiben und lesen, oder?

Tun wir uns und anderen das nicht an. Gehen wir lieber auf die Suche nach dem, was uns wirklich ausmacht, wofür unsere Seele brennt, und machen daraus etwas, was die Welt vom Hocker haut. Nicht, weil wir besonders neu und originell sind. Darum geht es gar nicht. Sondern weil wir aus einer Hölle oder einem Himmel kommen, die wir kennen und die wir durchwandert haben. Mit allen Freuden und allen Fürchterlichkeiten. Nach diesen Dingen sehnt sich die Welt. Diese Sehnsucht wird nie aufhören. Jeder von uns hat diesen einen Himmel, diese eine Hölle.

Mein Tipp: Bleib so nah an dir dran wie möglich. Komm dir selbst jeden Tag näher, auch wenn’s wehtut. Frage dich: Wofür schlägt MEIN Herz? Was habe ich zu sagen?

Schau nicht zu sehr auf die anderen. Lass dich nicht ablenken von deiner Spur. Wenn du ein Thema hast, zu dem andere schon erfolgreich sind, und es ist wirklich DEIN Thema, dann mach’s. Auf deine Art. Sonst mach was anderes. Themen da draußen gibt es wie Sand am Meer. Eins ist deins.

Warum ist es noch wichtig, dein Thema so genau zu erforschen? Weil es KLARHEIT schafft. Klarheit ist eines der Schlüsselworte beim erfolgreichen Schreiben und in unserem gesamten Unternehmenserfolg.

Wie oft sind wir verführt, die Dinge zu vermischen, nur weil sie in unserem Kopf sind und weil wir meinen, dass sie zusammengehören?

Wer Bluthochdruck hat, der geht in die Buchhandlung oder ins Internet und kauft sich ein Buch über Bluthochdruck. Er kauft keines über Reizdarm, auch wenn das Thema genauso wichtig ist. Punkt. Und wer an den Gardasee will, greift nicht nach einem HB-Bildband übers Sauerland, auch wenn dieser noch so schön gemacht ist. Menschen haben in der Regel einen Wunsch, ein Ziel oder ein Problem, und diese wollen sie erreichen bzw. gelöst wissen.

Vermische nichts, was nicht zusammengehört, auch wenn du Expertin oder Experte in mehreren Themenfeldern bist. Bleibe KLAR. In dir und nach außen. Schreib lieber mehrere Bücher.

Essenz: Denk dir kein Thema aus. SEI dein Thema. Entscheide dich für ein Thema und formuliere deine persönliche Botschaft zu diesem Thema in einem Satz. Und dann schreib das Buch dazu (den Vortrag, den Online-Kurs, die Podcast- oder Videoreihe) und segle damit um die Welt wie Nikki Henderson!

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