Vom Sinn und Scheitern einer Co-Autorenschaft

Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man. Ist das beim Schreiben auch so? Ist der Schreibprozess nur noch halb so anstrengend und dauert auch nur halb so lange, wenn ich mir einen Schreibpartner suche? Die Antwort ist: Es kann sein. Muss aber nicht. Denn das Verfassen eines Buches ist ein sensibler Akt und ein paar sehr wichtige Grundlagen müssen stimmen, damit die Zusammenarbeit von Freude geprägt ist und nicht in einen Rosenkrieg ausartet.

„It takes teamwork to make a dream work.“ Der Satz wird John C. Maxwell zugeschrieben, einem US-amerikanischen Bestsellerautor, Redner, Coach und Pastor. Ein paar andere haben ihn seither zitiert und ihren eigenen Namen drunter geschrieben, was vorkommen soll. Beim Schreiben und Veröffentlichen eines Buches gehören tatsächlich viele einzelne Rädchen zum Gelingen des großen Ganzen: Autoren, Lektoren, Korrektoren, Grafiker, Verlage, Druckereien, Händler … Sind das nicht genug? Ist es klug, den Schreibprozess auch noch in verschiedene Hände zu legen?

Ich glaube, dass dies funktionieren kann. Ich habe es allerdings selbst nicht erlebt. Bei mir ist der Versuch vor vielen Jahren in die Binsen gegangen. Ich spreche jetzt nicht von Anthologien, das heißt Sammelwerken, die auf dem Markt erscheinen und bei denen es in der Regel einen Herausgeber gibt und viele Mit-Autoren, die jeder für sich ein Kapitel schreiben. Ich meine tatsächlich ein ganzes Buch – gemeinsam geschrieben von 2 Menschen.

Netflix und Co. könnten ohne Autoren-Teams nicht überleben. Viele Köpfe sitzen über Tage, Wochen, Monate hinter verschlossenen Türen und brüten Ideen aus, was das Zeug hält. Zu mehreren sein bedeutet: schneller sein können. Die Ideen gemeinsam größer machen können. 

Ich habe beim Film gearbeitet, daher weiß ich, dass diese Art von Serien-Schmieden innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen funktionieren können und müssen. Es gibt eine sogenannte „Figuren-Bibel“, in der die Eigenschaften aller handelnden Charaktere und ihre Entwicklungsbögen genau festgelegt sind (jemand, der in Folge 1 eine Erdbeer-Allergie hat, darf in Folge 112 nicht plötzlich auf Nüsse reagieren). In großen Serien gibt es einen Head-Autor und einzelne Autoren, die allein oder in Teams die einzelnen Folgen schreiben. Oft wird noch unterteilt in die Outline (grober Handlungsablauf), in das szenische Schreiben und in das Dialogschreiben.

Kennt jeder ganz klar seine Mission und lebt sich innerhalb seines Rahmens professionell und genussvoll aus, können großartige Werke entstehen.

Meiner Erfahrung nach müssen die folgenden Werte und Grundlagen passen, damit das gemeinsame Schreiben zu einer guten Erfahrung wird und am Ende das bestmögliche Ergebnis dabei herauskommt:

 

  1. Das Vertrauen muss stimmen.

Schreiben ist ein kreativer Akt. Wir zeigen uns beim Schreiben, wir machen uns des Öfteren nackt auf dem Papier. Wir brauchen ein Gegenüber, dem wir vertrauen können, dem wir auch schlechte erste Entwürfe zeigen können und nicht Gefahr laufen, ausgelacht oder blöd angeguckt zu werden. Schreiben ist ein Prozess in mehreren Phasen. Kein Buch wird druckreif geboren.

Jeder der Beteiligten sollte außerdem Raum für Entwicklung haben. Manchmal entstehen gute Ideen erst beim Schreiben – diese Freiheit braucht jedes Projekt. Stimmt die Qualität auch nach mehreren Bearbeitungen nicht, dann heißt es allerdings: „Schatz, wir müssen reden.“ Denn es stehen ja beider Namen später auf dem Cover.

Während der Zeit des Schreibens sollten außerdem beide Seiten Stillschweigen über das Projekt bewahren und die Dinge nicht vorschnell ausplaudern. Siehe dazu auch meinen letzten Beitrag.

 

  1. Das gemeinsame Ziel muss klar sein.

Wenn das Buch veröffentlicht werden soll, dann sollte Übereinstimmung herrschen über den passenden Verlag, über die Zeit, die jedem zum Schreiben zur Verfügung steht, bis die Abgabe naht, und über die inhaltliche Ausrichtung. Wenn 2 sich zwar mögen, der eine aber lieber über Orchideen schreiben will und der andere übers Backen von Dinkelbrot, kommt vielleicht eine frisch gebackene Dinkel-Orchidee dabei raus, aber die Frage ist, ob die jemand kaufen möchte. Auch die spätere Erlösbeteiligung und die Bereitschaft, ins Marketing zu investieren, sollte im Vorfeld geklärt sein.

 

  1. Zu Teamwork gehört: ein Stückchen Ego loslassen, andere Geschmäcker und andere Meinungen zulassen, auch: bereit sein zu Kompromissen.

Menschen haben verschiedene Geschmäcker. Ein Wort oder eine Formulierung ist vielleicht für den einen besonders schön, der andere stört sich aber daran. Gemeinsam schreiben bedeutet, das eigene Ego ein wenig herunterdimmen zu können und nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.

Manchmal ist auch ein Kompromiss möglich: „Wir behalten diesen Teil von dir – und im nächsten Kapitel behalten wir einen Teil von mir.“ So hat jeder ein paar Lieblinge im Buch verteilt.

Es kann auch gut funktionieren, abwechselnd ganze Kapitel zu schreiben. Dann kann sich jeder in seinem Part voll ausleben und man kommt sich gegenseitig nicht ins Gehege. Allerdings besteht hier die Gefahr, dass das Buch 2 verschiedene „Stimmen“ erhält. Das sollte gut überlegt sein, ob der Leser dies wirklich mag und ob es nicht zu verwirrend ist. Die Stimmen sollten in jedem Falle zueinander passen.

Möglich ist auch, dass der eine Autor die Struktur des Buches erstellt – Hauptkapitel mit Unterkapiteln und einzelnen Inhaltspunkten – und der andere schreibt den Text. Oder: Einer erstellt die erste, grobe Fassung und der andere „schleift fein“.

 

  1. Klare Aufgabenteilung und das erklärte Ziel, Deadlines einzuhalten.

Manche Menschen besitzen viel Sitzfleisch und Disziplin – andere sind eher „gechillt“ und warten lange auf den Musenkuss, der dann auch hoffentlich kommt. Gerade, wenn ein gemeinsamer Verlagsvertrag erreicht wurde und schon unterschrieben ist, verlässt sich der Verlag auf die pünktliche Lieferung des Manuskripts.

Insbesondere bei einer Co-Autorenschaft sollte ein genügend großer Puffer eingeräumt werden, um intern alle Textentwürfe zusammenzubringen und so lange zu optimieren, bis alles passt und sich organisch liest. Das Buch darf nicht in sich zusammenfallen. Es ist nicht die Aufgabe des Verlags, einen Scherbenhaufen zusammenzukleben!

Mein Tipp: Hier lieber externe Hilfe in Anspruch nehmen und das Buch einmal professionell begutachten und eventuell vorlektorieren lassen, bevor es an den Verlag geht.

 

  1. Was, wenn die „Ehe“ mittendrin scheitert?

Auch das passiert, ich habe es selbst während eines Coachings erlebt. Die beiden Autorinnen hatten sich entzweit, ein gemeinsamer Nenner war nicht mehr in Sicht. Wir haben uns die Situation angeschaut und zu guter Letzt schrieb eine der beiden das Buch fertig. Ihr Name steht heute auf dem Cover.

Wären Textteile der anderen Autorin übernommen worden, wäre dies natürlich entsprechend vermerkt gewesen, sichtbar gemacht worden und die Autorin hätte Erlöse dafür erhalten. Doch in diesem Falle hat sich die eine Autorin dazu entschieden, das Buch noch einmal allein und ganz neu zu schreiben – mit ihren originären Inhalten und Schwerpunkten.

 

  1. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Ich habe mir damals die Zusammenarbeit mit einer tollen Kollegin sehr schön vorgestellt. Wir können beide sehr gut mit Worten umgehen und sind heute noch befreundet (zum Glück). Nur leider passten unsere Vorstellungen von dem Buchprojekt damals nicht zusammen – wir dachten, wir meinen das Gleiche, doch wir hatten jede für sich eine ganz andere Geschichte im Kopf. Manchmal bemerkt man dies erst mitten im Schreiben.

Dann ist es besser – auch für die Freundschaft – dies offen auszusprechen und den gemeinsamen Weg wieder abzubrechen. Es kommen neue Ideen, neue Bücher!

Kein Projekt, keine Anerkennung und kein Geld der Welt ist es wert, dass darüber gute, menschliche Verbindungen in die Brüche gehen. Lieber weitergehen und die Energie und Aufmerksamkeit auf das nächste, schöne Projekt richten.

Essenz: Trotz aller „Unkenrufe“ kann das Ganze gelingen, das ist mir an dieser Stelle noch wichtig zu sagen. Es gibt mit Sicherheit harmonische und erfolgreiche Autorenduos, ich kenne nur leider keines. Solltest du über ein gemeinsames Projekt nachdenken, wünsche ich dir dabei schon jetzt viel Glück und ein gutes Händchen bei der Auswahl deines Schreibpartners.

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