Wenn der Kühlschrank zweimal klingelt: Bleib dran an deinem Buch! (5 Sofort-Maßnahmen)

Bücher schreiben hat viel mit einer Bikini-Figur gemeinsam: Wenn wir noch meilenweit davon entfernt sind (der Figur und dem fertigen Buch) und nicht bereit sind, ein paar Veränderungen in unserem Alltag vorzunehmen, dann wird das nix. Es gibt Menschen, die tragen den Traum eines Buches über Monate und Jahre in sich, schaffen es aber nicht, sich im Alltag hinzusetzen und zu schreiben. Darum widmet sich dieses Kapitel dem wichtigen Thema Schreibmanagement.

Ein Buch, von dem niemand weiß, weil es nicht existiert, kann keiner lesen. Umgekehrt gilt: Jemanden, der ein eigenes Buch vorzuweisen hat, zum Beispiel als Trainer, Speaker, Coach oder sonstiger Berater, den nimmt man auf dem Markt wesentlich stärker als Experten wahr. „Wer schreibt, der bleibt!“

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es geschafft habe, über 30 eigene Bücher und eine ganze Menge Ghostwritings zu schreiben, und das neben meinen Beratungen, Vorträgen, Seminaren und meiner verlegerischen Tätigkeit. Ich bin zweifache Unternehmerin und zweifache Mutter, die an 2 verschiedenen Orten lebt und arbeitet (die 300 Kilometer auseinanderliegen). Trotzdem ist es möglich gewesen. Manchmal erscheint es mir selbst wie ein Wunder – aber die Bücher stehen im Regal. Ich verrate dir heute meine Tricks und Kniffe, die am besten funktioniert haben und immer noch funktionieren. Alles, was ich im Folgenden sage, tue ich selbst jeden Tag.

Eins vorweg: Wir alle haben einen prall gefüllten Tag. Viele, die als Speaker oder Trainer arbeiten, sind entweder in Vollzeit ausgebucht und viel unterwegs oder sie haben noch einen Brotjob, haben Familie, haben Kinder, die mehrmals pro Woche durch den halben Landkreis zum Training gefahren werden müssen, haben vielleicht pflegebedürftige Angehörige … So richtig Zeit hat eigentlich keiner von uns. Oder?

Wie kommt man also trotzdem an das nötige Quäntchen dieses kostbaren Guts von ein paar Wochen oder Monaten, bis das Manuskript fertig ist?

 

Tipp 1: Eine Stunde ist eine Stunde ist eine Stunde.

Eine Stunde ist eine Menge Zeit! Wenn du deinem Buch auch nur eine Stunde am Morgen oder Abend widmest, kommst du mit großen Schritten voran. Wenn du eine Stunde Zeit hast, dann setze dich sofort hin und schreib! Wirf nicht die Spülmaschine oder die Waschmaschine an, ruf nicht beim Finanzamt oder bei der Krankenkasse an. Check auch nicht deine Mails oder google nach einem günstigen Flug- oder Hotelpreis für deinen nächsten Auftrag beim Kunden – dann ist die Stunde gleich flöten. Sie ist weg. Weg! Und sie kommt nicht wieder.

 

Tipp 2: Plane Schreibzeiten in deiner Woche ein.

In einem Ernährungsratgeber (ich glaube, es war die Leberkur von Dr. Alan Christianson) las ich einmal: „Den Kampf gegen den Hunger gewinnt man nicht mit Willenskraft, sondern mit guter Planung.“ Wie wahr, wie wahr. Beim Bücherschreiben ist es genauso. Finde heraus, welche Zeitfenster du dir in einer Woche für das Schreiben freischaufeln kannst. Manchen Menschen gelingt das leicht. Bei anderen ist es ein bisschen schmerzhafter. Und ja, es tut weh, wenn die anderen alle in der Sonne sitzen, in Cafés oder am Feierabend vor dem Fernseher – und du am Schreibtisch. Doch dafür hast du hinterher ein Buch in der Hand und die anderen nicht, ätschibätsch.

Ernsthaft: Zeit zum Schreiben kommt nicht von allein. Niemand rauscht vom Himmel herab und schenkt dir ein paar Stunden: „Hier, für dich! Nur zum Schreiben!“ Das wird für immer ein Wunschtraum sein. Autoren schneiden und schnitzen sich seit Jahrhunderten die Zeit für ihre Bücher aus dem Alltag heraus.

Wo ist deine Schreibzeit? Welcher Tag, welche Zeit? Täglich wäre sehr gut. Zwei- bis dreimal die Woche auch wunderbar. Mindestens einmal sollte es aber sein, sonst sind die Woche und der Monat rum und somit das ganze Jahr. Ich selbst plane die Schreibzeiten für meine Kunden, denen ich ghostwrite, und für meine eigenen Buchprojekte übrigens immer VOR Beginn des Tagesgeschäfts. Erst nach den Schreibzeiten kommen die Termine. Zum Beispiel ab 10 oder 11 Uhr. Denn wenn ich nach einem langen Coachingtag noch an einem Buch arbeite, dann brauche ich viel länger, um ins Schreiben hineinzukommen, wenn mir nicht gänzlich die Kraft fehlt. Einfach, weil in meinem Kopf schon so viele Gespräche herumschwirren und ich viel Energie gegeben habe. Daher versuche ich, so gut es geht, meine Schreibaufgaben vor den Terminen zu erledigen.

 

Tipp 3: Mach Schreiben zu einer Priorität.

Du stehst auf, weil der Tag beginnt. Du arbeitest, um Geld zu verdienen. (Die meisten von uns jedenfalls.) Du kaufst ein, weil du Hunger hast. Du putzt dir die Zähne, damit dich der Zahnarzt bei der Vorsorgeuntersuchung lobt. Du schreibst, weil du ein Buch in der Hand halten willst. So einfach ist das. In unserem Tag gibt es „Prios“ und Nebensächlichkeiten. Gib deinem Buch für die nächsten 6 bis 8 Wochen eine echte Priorität. Lass es nicht zur Nebensache verkommen.

Schreiben ist nicht lebenslänglich. Wenn du weißt, was du sagen willst, und wenn du eine Struktur hast, die dich führt, dauert es wirklich nur wenige Wochen. Bei Ungeübteren vielleicht ein paar Monate. Länger nicht. Es sei denn, du willst hauptberuflich Autor werden. Dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Bei mir hört das Schreiben wohl niemals auf. Ich habe mich an den Gedanken gewöhnt. Mein Liebster und meine Kinder auch. Hoffe ich. Mein Sohn schrieb vor Jahren im Kindergarten auf einen Muttertagsbrief in der Zeile „Das mag meine Mama am liebsten“: „Sie sitzt gerne am Computer.“ Ich weiß bis heute nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Aber Autor sein sucht man sich nun mal nicht aus.

Schreiben hat für mich eine echte Priorität. Jeden Tag. Wenn ich nicht gerade ghostwrite für andere – dann schreibe ich eigene Bücher. Ich schreibe am liebsten täglich. Ich habe sogar festgestellt: Ich werde richtig unglücklich und unleidlich, wenn ich NICHT schreibe. Denn Schreiben ist auch kreativer Ausdruck. Ich finde es unbeschreiblich schön, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn am Ende eines Tages die ersten Seiten oder Kapitel eines Buches aus dem Drucker kommen und ich sie, noch warm, in meinen Händen halte …

Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, dass jeder diese tiefen Gefühle fürs Schreiben hegen muss wie ich – aber den Gedanken der Priorität solltest du dir mal durch die Tastatur und durchs Herz gehen lassen.

 

Tipp 4: Steh früher auf.

Ich könnte auch sagen: Geh später schlafen. Ganz egal, ob du eine Nachteule oder eine Lerche bist, verlängere deinen Tag, wenn er noch nicht genug Stunden hat. Was er ja bei den meisten von uns nicht hat. Ich selbst (früher überzeugte Nachteule) habe es vor einiger Zeit mal probiert, jeden Morgen um 5:00 Uhr aufzustehen. Der Start dazu gelang mir während einer USA-Reise, in der ich sowieso die ersten Tage pünktlich um 4:30 Uhr vom Jetlag aufwachte. Normalerweise hätte ich dann für 1 bis 2 Stunden ein paar E-Mails nach Deutschland geschrieben und mir dann noch mal die Decke über den Kopf gezogen. Dieses Mal dachte ich: Du könntest in der Zeit auch an einem Buch arbeiten, das du in 3 Wochen beim Verlag abgeben darfst. Es hat funktioniert.

Ich gebe zu, es war nicht immer leicht, um halb 5 unter die Dusche zu tapsen und dann schnurstracks mit Laptop und einer Tasse Tee, Kaffee oder heißem Wasser an den Tisch zu gehen … Im darauffolgenden September erschien das Buch.

Schaue ich zurück, dann weiß ich genau: Ich hätte es nie fertigbekommen, wenn ich nicht diese frühen Morgenstunden dazu genutzt hätte. 12 Tage lang. Auch du kannst das schaffen. Inspiriert dazu hat mich übrigens das Hörbuch „Der Fünf-Uhr-Club“ von Robin Sharma. Ich musste es nicht mal zu Ende hören, um zu wissen: Da ist was dran.

Wie gesagt, ich war immer eine eingefleischte Nachteule. Vielleicht werde ich es auch mal wieder. Doch im Moment stehe ich früh auf, auch an den meisten Wochenenden. Ich verkrümele mich dann für 1 bis 2 Stunden an den Schreibtisch, während mein Liebster noch schläft, und wenn er die Augen aufschlägt und ich mit dem ersten Kaffee für uns beide ans Bett komme, dann habe ich schon was geschrieben! Oder einen ganzen Haufen E-Mails verschickt, die damit vom Tisch sind. Das ist ein tolles Gefühl.

Neulich hörte ich von einer österreichischen Autorin, die um 3:00 Uhr morgens aufsteht. Sie schreibt von 3 bis 7 – dann lebt sie ihr normales Leben mit ihrem Mann. Das wäre jetzt auf den ersten Blick nicht so meins, aber wer weiß, einen Versuch könnte es wert sein.

Probier es aus, zu welcher Tag- oder Nachtzeit auch immer. Verlängere deinen Tag! Der Schlaf sollte dabei natürlich nicht völlig zu kurz kommen. Wer bekennender Netflix-Junkie ist, weiß, dass auch da schnell die Nacht zum Tag wird. Kündige dein Netflix-Abo oder lege es auf Eis, während du an deinem Buch schreibst. Fang auf keinen Fall eine neue Serie an – oder schau sie zur Belohnung weiter, wenn deine erste Fassung steht.

 

Tipp 5: Schreib, auch wenn die Hütte brennt.

Wer Kinder hat, weiß, dass da nicht immer unbedingt Ruhe im Haus herrscht. Darum mein Tipp für alle, die Kinder, Haustiere oder Ähnliches haben: Mach einen Deal mit deinem Partner, deiner Partnerin oder mit Freunden, dass sie dir die Kinder, Haustiere oder alles, was an die Tür klopft oder Gassi gehen muss, während deinen Schreibzeiten abnehmen. Am besten auch noch den Einkauf, das Kochen, das Putzen … Ich weiß, 100 Prozent unseres Alltags kann uns niemand abnehmen. Aber während der einen Stunde oder den 2 bis 3 Stunden, die wir uns gerade mal unserem Buch widmen wollen, sollte das drin sein. Du kannst dich auf andere Weise erkenntlich zeigen. Zum Beispiel, indem du glücklicher und zufriedener bist. Dein Telefon sollte auch unbedingt in einem anderen Raum liegen, Handy am besten auf Flugmodus. Und E-Mails werden erst NACH der Schreibzeit gecheckt. Und wenn die Kinder rufen: „Das Haus brennt!“, mach’s wie Anne Lamott. Bleib eisern. Bleib sitzen. Schreiben besteht zum größten Teil aus Sitzenbleiben.

Essenz: Schreiben wünscht sich eine Priorität in deinem Tag. Probiere einen der 5 Tipps aus oder alle, damit dein Traum vom eigenen Buch auch wirklich wahr werden kann. Sie werden dir alle sehr viel nützen.

Einen sechsten (den BONUS-Tipp, und nein, dafür musst du dich in keine E-Mail-Liste von mir eintragen) könnte ich hier noch anfügen: Geh nicht an den Kühlschrank. Gerade wenn wir anfangen wollen zu schreiben, überkommt uns manchmal ein irrationaler Hunger. Das ist kein Hunger, das ist der Schweinehund. Es ist deinem Buch nicht einträglich und deiner Bikini-Figur auch nicht (genauso wenig wie dem vollkommenen Sixpack).

Ein deutscher Autorenkollege erzählte in einem Interview, er habe 3 Kleidergrößen zu Hause: Die normale Größe, dann die mittlere für die ersten Mehr-Kilo beim Schreiben des neuen Romans – und die letzte Größe für die 10 Kilos mehr, wenn er mit dem Roman fertig ist. Nach der Lieferung an den Verlag geht es dann in den Kleidergrößen wieder rückwärts. Das muss man aber auch erst mal schaffen! Ich für mich bevorzuge eher gleich das Schreiben – als hinterher schwitzen zu müssen.

 

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